Eine sachliche Betrachtung
Bei dem Begriff »antideutsch« klingeln bei deutschen Linken die
Alarmglocken und man ist versucht, das Gespräch – so man es friedlich
beenden möchte – auf ein unverfänglicheres Gebiet zu lenken
oder aber den Anlass zu einer kontroversen und hochemotionalen
Diskussion zu nutzen, die für gewöhnlich in einer ganz und gar unfriedlichen
Trennung gipfelt. Beschimpfungen wie »antisemitisch«,
»rassistisch«, »proisraelisch«, »proislamistisch« und »antiamerikanisch
« werden von allen Seiten völlig sinnentfremdet eingesetzt.
Selten haben sich an einem Thema so die linken Geister geschieden,
wie seit Jahren an den antideutschen Ideen. Der Konflikt eskaliert regional
derart, dass sich personell unterbesetzte Gruppen spalten und
linke Organisationen auseinander brechen. So sehr die Diskussion um
die Antideutschen die radikale Linke immer noch erschüttert und verwirrt,
so sehr geht sie an der übrigen Öffentlichkeit – von linksliberal
bis Neue Rechte – ganz und gar vorbei. Dies ist beruhigend und bedenklich
zugleich.
In einigen Kreisen jedoch stößt die Entwicklung innerhalb der Linken
auf größeres Interesse. Unter der Überschrift »Linksextremisten
demonstrieren gegen Linksextremisten« berichtete der Berliner Verfassungsschutz
im Juli 2004 folgendes: »Rund 200 linksextremistische
so genannte Antideutsche zogen am 10. Juli 2004 vom Hermannplatz
bis zum Heinrichplatz, um »Gegen den antizionistischen Konsens.
Schluss mit der antisemitischen Gewalt in Kreuzberg und Neukölln«
zu protestieren. Als Adressaten für die Vorwürfe sehen die Antideutschen
die linksextremistischen Antiimperialisten. Begleitet wurde der
Aufzug der Antideutschen am Sonnabend von ebenso vielen Gegendemonstranten
aus dem antiimperialistischen Spektrum. Die Kontrahenten
lieferten sich verbale Auseinandersetzungen, in denen sich beide
Lager z. B. Rassismus vorwarfen. Gegenseitig wurde darüber hinaus
die Parole »Nazis raus« skandiert – bezogen auf den jeweiligen Gegner
aus dem linksextremistischen Spektrum. Zudem kam es zu mehreren
Rangeleien, in deren Verlauf Eier und Tomaten, aber auch Flaschen
und Steine geworfen wurden. […] Anlass der Demonstration
war eine Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern der antideutschen
Gruppe »Kritik und Praxis« und Mitgliedern der Gruppe »Revolutionäre
Kommunisten« beim »Karneval der Kulturen« am 30. 05. 04,
wobei ein Mitglied der »Revolutionären Kommunisten« ein »Kritik
und Praxis«-Mitglied mit einem Messer am Oberschenkel verletzte.
[…] In der sehr emotional geführten Diskussion zwischen antideutsch
und antiimperialistisch geprägten linksextremistischen Gruppierungen ist es bereits mehrmals zu gewalttätigen Auseinandersetzungen
gekommen.«1
So hat also zumindest der Verfassungsschutz seinen Spaß, weil sich
so genannte Linke gegenseitig die Köpfe einschlagen und ganz von alleine
ihre weitgehende Handlungsunfähigkeit provozieren.2 Die Linke
ist zurzeit weit davon entfernt, eine starke Kraft in der Bevölkerung zu
sein. Interne Auseinandersetzungen der oben beschriebenen Art
führen zu einer weiteren Schwächung und verbrauchen die ohnehin
geringen Kapazitäten. Antideutsche Ideen beschäftigen weiterhin diverse
linke Gruppen und stellen seit Jahren ein gewisses Gewicht in
linken Diskussionszusammenhängen dar. Diese Tatsache an sich und
die Gründe dafür werden häufig nicht ausreichend diskutiert, sondern
treten hinter emotionalen Diskussionen über den Nahen Osten oder
persönlichen Streitigkeiten in den Hintergrund. Wer Interesse an einer
starken und handlungsfähigen Linken hierzulande hat, wird nicht
drum herum kommen, sich mit der Erscheinung der Antideutschen
ernsthaft auseinander zu setzen. Dieser Artikel soll ein Beitrag zu einer
solchen Auseinandersetzung sein.
Bei allen Uneinigkeiten und Streitigkeiten innerhalb der Linken und
bei allen notwendigen Auseinandersetzungen miteinander besteht
doch immer ein gewisser »Grundkonsens«, ein linkes Selbstverständnis,
das die Grundlage gemeinsamer Aktionen und Diskussionen bildet.
Genau dieses Grundverständnis erscheint in Diskussionen mit
Antideutschen häufig infrage gestellt. Eine zentrale Frage in Bezug
auf die Antideutschen ist also schon, ob es sich bei ihnen überhaupt
um eine linke Bewegung handelt. Zwar kommen sie unbestreitbar aus
der deutschen Linken, dies sagt aber noch nichts darüber, wo sie heute
stehen. Dass sich auch aus der Linken reaktionäre Tendenzen entwickeln,
ist keine Seltenheit, gerade die deutsche Linke hat etliche
Sekten fragwürdigen Inhalts produziert. Wichtig bei derlei Dingen ist
das frühzeitige Erkennen und eine konsequente Abgrenzung. Eben
hier liegt aber die Gefahr einer weiteren Aufspaltung und Sektenbildung
durch einen Irrtum über die betreffende Richtung. Es ist also
wichtig, die zentralen antideutschen Thesen zu analysieren und auf
ihre linken Grundlagen hin zu überprüfen. Dies wird im ersten Teil des
Artikels getan. Im zweiten Teil des Artikels wird der Frage nachgegangen,
ob Antideutsche überhaupt »anti-deutsch« oder nicht vielmehr
gerade eine »typisch deutsche« Erscheinung sind.
Man stößt bei der Beschäftigung mit den Antideutschen auf das
Problem, dass es die Antideutschen nicht gibt. Personen, die sich als
antideutsch bezeichnen, stimmen miteinander zwar theoretisch in wesentlichen
Punkten überein, ihre konkreten Positionen sind aber häufig
sehr unterschiedlich. Für eine Analyse antideutscher Sichtweisen
ist es wichtig, auf die extremste Form dieses Weltbildes zurückzugreifen.
Es ist nicht etwa Ziel dieser Gleichsetzung und Überspitzung antideutscher
Ansichten, einige sich so bezeichnende Personen als »nicht
links« abzustempeln, sondern die Dimension der antideutschen Vorstellungen
klar zu machen. Die krassesten antideutschen Zuspitzungen
finden sich in der Zeitschrift »Bahamas«3 und ähnlichen Blättern4.
Außerdem gibt es Gruppierungen, die sich explizit als antideutsch bezeichnen
und bei Veranstaltungen offensiv als solche auftreten.5 Häufig
verstehen diese sich selbst nicht (mehr) als links und grenzen sich aufs Schärfste von der Linken ab. Daneben finden sich aber in weiten
Teilen der radikalen Linken antideutsche Tendenzen, sonst wären
Konflikte mit solchen Auswirkungen kaum möglich und ein Artikel
dieser Art nicht nötig.
Sind Antideutsche links?
Um zu beurteilen, ob und wenn ja welche antideutschen Ideen links
sind, muss zuerst festgestellt werden, was es eigentlich bedeutet, links
zu sein. Das Ende des »realexistierenden Sozialismus« und damit ein
(positiver oder negativer) Anhaltspunkt zusammen mit der zunehmenden
Theorielosigkeit der neuen Linken sowie das Aufsteigen exlinker
68er zu Regierungskreisen haben zu einiger Verwirrung in dieser Hinsicht
geführt. Viele Linke bezeichnen sich nicht mehr explizit als
links, um sich nicht »einordnen« zu lassen, viele Konservative und
Angehörige der »neuen Mitte« bezeichnen sich als linksliberal, sozialdemokratisch,
fortschrittlich etc. und tragen damit zu einem regelrechten
Richtungschaos bei. Darüber hinaus sind Standpunkte, die
früher als rechts galten, heute in aller Munde, die deutsche Gesellschaft
scheint – trotz der Verdrängung der alten Nazis – seit den 70er
Jahren immer mehr nach rechts zu rücken und in dem ganzen Links-
Rechts-Wirrwarr betreibt die Linke eine längst überfällige Diskussion
der eigenen Vergangenheitsfehler, die auch nicht gerade zur Klarheit
beiträgt. Man sollte also auf die traditionelle Bedeutung des Begriffs
zurückgreifen, um zu erfahren, was links ist. Dass – wenn man diese
»Schablone« anlegt – kaum noch real existierende, sich links nennende
Gruppen in allen Aspekten links wären, ist bei weitem kein Argument
gegen eine solche Begriffsklärung. Die im Folgenden so bezeichnete
Linke ist eine zum Zwecke der Vereinfachung und des
Vergleichs angeführte Größe, die gewissermaßen eine Idealvorstellung
widerspiegelt.
Während die Rechten traditionell das Bestehende erhalten wollten,
agierten die Linken in der Geschichte stets für dessen Überwindung
und radikale Veränderung. Man könnte also meinen, links stehe für
fortschrittlich und rechts für konservativ, reaktionär/rückwärtsgewandt.
Diese historischen Richtungsangaben führen aber nicht weiter,
solange Fortschritt als Bestandteil des Bestehenden definiert wird, die
Geschichte trotz stetiger Weiterentwicklung der Wissenschaften in
keine eindeutig erkennbare Richtung verläuft und neue Ideen häufig
eigentlich alt und alte Ideen schon oft wieder neu sind.
Nach der marxistischen und traditionellen linken Geschichtsauffassung
ist die Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen, die
schließlich – nach Fort- und Rückschritten – durch Revolutionen überwunden
werden. Es herrscht also – auf lange Sicht – ein gewisser »Geschichtsoptimismus
« vor. Unterdrückung Andersdenkender/Fremder
etc. wird als typisches Mittel der Aufrechterhaltung von Klassenherrschaft
und Ausdruck von Widersprüchen innerhalb der jeweiligen Gesellschaften
gesehen. Spätestens nach dem Holocaust ist die linke
Theorie um die Erkenntnis erweitert worden, dass historisch revolutionäre
Situationen statt zu fortschrittlichen Umbrüchen auch zu Konterrevolutionen
ungeahnten Ausmaßes führen können.
Die Antideutschen betrachten die Geschichte in erster Linie unter
dem Gesichtspunkt der Verfolgung von Jüdinnen und Juden. Die Unterschiede in der Verfolgung derselben erscheinen so vor allem als verschiedene
Ausdrucksformen eines historisch seit zweitausend Jahren
bestehenden latenten Antisemitismus, der im Nationalsozialismus gipfelte
und seitdem nicht überwunden ist. Zwar weisen Antideutsche in
ihren sehr theoretischen Texten auch immer wieder auf ein »falsches
Bewusstsein«6 und einen aus dem Kapitalismus entstehenden »Verblendungszusammenhang
« hin. Dies tritt jedoch bei ihrer Analyse
konkreter Situationen und bei Gesprächen über die Alltagspolitik häufig
in den Hintergrund. Der Unterschied der traditionell linken zur antideutschen
Sichtweise scheint also zu sein, dass der Nationalsozialismus
im einen Fall als krassester Ausdruck eines gesellschaftlichen
Systems in der Krise und im anderen als Höhepunkt einer oft systemunabhängig
dargestellten Verhaltensweise einer Menschengruppe
(z. B. der Deutschen) gesehen wird. Der Nationalsozialismus stellt in
beiden Fällen einen einzigartigen und schrecklichen Höhepunkt dar,
wird jedoch bei den Antideutschen zum Ausgangspunkt einer rückwirkenden
Geschichtsbetrachtung.7 Außerdem beruht die Geschichtsauffassung
der Antideutschen auf der Annahme, dass alles tendenziell
immer schlimmer werde und ein erneuter Massenmord an jüdischen
Personen in naher Zukunft wieder möglich wäre.8
Spätestens seit Marx ist die Linke – soweit die Zukunftsvorstellungen
auch je nach Richtung voneinander abweichen – durchweg
antikapitalistisch. Der Kapitalismus wird als System der offenen
Ausbeutung der Lohnarbeiter und als Grundlage der Entfremdung
des Menschen vom Menschen gesehen, der menschenverachtende
Ideologien wie Rassismus möglich macht. Um den Charakter des ungezähmten
Kapitalismus aufzuzeigen, wird vor allem auf vormals faschistische
Diktaturen in Lateinamerika verwiesen, aber auch der Bogen
zu den europäischen faschistischen Diktaturen gespannt, als deren
einzigartiger Höhepunkt der Nationalsozialismus erscheint.
Die ambivalente Meinung der Antideutschen zum Kapitalismus ist
höchst interessant. Einige von ihnen nennen sich kommunistisch,
während sie die freieste Marktwirtschaft aller Zeiten – die der USA –
verteidigen. Die Argumentation ist dabei folgende: Man sei zwar für
ein besseres System als das kapitalistische, allerdings würde zurzeit
nur dieses den drohenden (Islam-)Faschismus verhindern können.9 Es
gelte, sich also zunächst auf die Seite der kapitalistischen Demokratien
gegen die reaktionären faschistischen Kräfte zu stellen und erst
danach das kapitalistische System anzugehen.10
Auch ein dauerndes Erwähnen Adornos durch die Antideutschen
kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei dieser Sicht der Dinge
gerade von der Erklärung des Holocaust aus der »bürgerlichen
Kälte« abgerückt wird, indem dessen totalitäre Herrschaft nicht
mehr als eine Form des kapitalistischen Systems, sondern als System
selbst wahrgenommen wird. Im Sinne fast der Totalitarismustheorien
wird also statt der traditionellen linken Staateneinteilung in
»kapitalistische Staaten mit demokratischem Antlitz« und »kapitalistisch-
faschistische Diktaturen« das wesentliche Kapitalismuselement
gestrichen und die Welt in »zivilisatorische Demokratien«
und »faschistisch-antisemitische Diktaturen« unterteilt. Dass hierbei
der Zusammenhang zwischen beidem, sowie die Interessenlage der
»Demokratien« an den »Diktaturen« verloren gehen, ist offensichtlich. Diesen aufzuzeigen, war Jahrzehnte lang ein wesentliches Anliegen
der internationalen Linken.
Links zu sein zeichnet sich außerdem durch emanzipatorische
Grundsätze aus. Von der Erkenntnis ausgehend, dass die Herrschaft
des Menschen über den Menschen keine naturgegebene sondern eine
durch den Menschen selbst geschaffene Unterdrückungsform ist, wird
Bevormundung aller Art sowie das Befehlen und Gehorchen bekämpft
und der Einzelne angeregt, selbst nachzudenken, sich seiner Lage bewusst
zu werden und dementsprechend zu handeln. Man interessiert
sich für die Situation der »Unterdrückten« und der Randgruppen der
Gesellschaft. Hierzu gehören in der Mehrzahl »nichtintellektuelle«
Bevölkerungsschichten, die man in linken Kreisen stets bemüht ist,
ernst zu nehmen. Ziel ist, die Macht perspektivisch von oben nach unten
zu verlagern, d. h. langfristig die Machtkonzentration eines bürgerlichen
Staates ganz und gar zu überwinden. Der Mensch an sich ist
als Subjekt der linken Sichtweise potenziell dazu in der Lage, sich
selbst zu befreien. Man könnte diese linke Grundüberzeugung als
»Menschheitsoptimismus« bezeichnen, da hier vorausgesetzt wird,
dass der Mensch zumindest gut sein könnte.
Demgegenüber ist bei Antideutschen eine gewisse »Bevölkerungsverachtung
« festzustellen. Diese zeigt sich auch durch ihre bewusst
unverständliche Ausdrucksweise und ihre ständige Beschäftigung mit
theoretischen Fragen, die oft von konkreten Situationen losgelöst beschrieben
werden. Die Minderheitenposition, in der sich Linke häufig
befinden, wurde traditionell immer als ein zu überwindender Zustand
betrachtet. Die Antideutschen befinden sich bewusst in ihr. Ihre abstrakten
Texte sollen gar nicht überzeugen, schon gar nicht nichtintellektuelle
Bevölkerungsschichten. Die »dumme Mehrheit« erscheint
sowohl in den Texten als auch in Gesprächen mit Antideutschen vor
allem als ein Gegner, den es zu bekämpfen gilt.11 Begründet wird dies
folgendermaßen: In der Zeit der Manipulation durch Presse, Politiker,
in der Millionen Menschen zur Unmündigkeit erzogen wurden, sei es
den »verblendeten« Menschen gar nicht möglich, wirklich revolutionäre
Gedanken zu haben. Gerade die Deutschen seien, wenn sie
unzufrieden sind, nicht imstande, größere Zusammenhänge zu entdecken,
sie seien nur auf ihre privaten Vorteile, aber nie auf eine
Systemveränderung aus und suchten sich Sündenböcke, an denen sie
ihre Wut auslassen könnten.12 Dementsprechend wird von Antideutschen
häufig dahingehend argumentiert, dass »dem kleinen Mann
auf der Straße« hier und heute keinesfalls mehr Macht zugesprochen
werden dürfe.
Die oft angeführte Argumentation mit dem Holocaust passt an dieser
Stelle nicht, da dafür vorausgesetzt werden müsste, dass es vor allem
die »Ungebildeten«, die »einfachen Leute« unter den Deutschen
waren, die den Nationalsozialismus mittrugen, was aber so nicht der
Fall war. Die Erkenntnis, dass Menschen, denen es schlecht geht, anfälliger
für rassistische Ideen sind, weil sie ihre (berechtigte) Wut gegen
die Falschen wenden, wird hier so überspitzt, dass sie zu einem
konträren Ergebnis führt. Fazit aus dieser Tatsache war für Linke bislang,
in zugespitzten Verhältnissen gerade aktiv zu sein und über die
wirklichen Ursachen der Probleme aufzuklären, da hierin eine Chance
zur Bewusstwerdung steckt. Fazit der Antideutschen ist demgegenüber, in solchen Situationen Abstand zu halten und dem Aufstehen der
Bevölkerung entgegenzuarbeiten. Statt eines emanzipatorischen Anliegens
dominiert also der autoritäre Gedanke, zu wissen, was andere
wissen und zu wissen, dass diese unbelehrbar sind.
Eng mit dem Emanzipationsgedanken zusammen hing für Linke
stets der Solidaritätsgedanke und ein »zusammen-sind-wir-stärker«-
Denken. Dies bedeutet einerseits Aufklärung auch der Bevölkerungskreise,
die sich nicht direkt von Unrecht betroffen fühlen und andererseits
den Betroffenen zu signalisieren, dass sie im Sinne gemeinsamer
Interessen auch für andere und nicht nur für sich selbst tätig werden.
Die Solidarität mit den Verlierern der Gesellschaft, den Kranken und
Schwachen, den »Ausgebeuteten und Unterdrückten« existiert als
Wert der Linken seit jeher.
Die Antideutschen meinen nun auch, sich mit den Verfolgten, nämlich
den Jüdinnen und Juden zu solidarisieren.13 Sie tun dies in der
Praxis aber, indem sie sich hinter die israelische und die US-amerikanische
Regierung stellen, sogar und insbesondere, wenn diese gegen
andere Personen/Gruppen/Staaten vorgeht. Wenn auch der ursprüngliche
Gedanke in diesem Sinne noch von dem linken »wir-stellen-unsauf-
die-Seite-der-Opfer« beeinflusst war, sind doch die konkreten
Situationen heute oft ganz andere.
Das linke »Handeln als Gruppe« hat auch praktische Gründe.
Streiks, Protestaktionen, Demos etc. sind ein wahrnehmbarer Ausdruck
von Unzufriedenheit, dem der Gedanke zugrunde liegt, so viele
Menschen wie möglich in Proteste einzubinden, um diese durch gemeinsame
Entscheidungen zu legitimieren.
Nun ist bei weitem nicht erst im Nationalsozialismus klar geworden,
dass Menschengruppen sich nicht nur dann bilden, wenn sich Personen
mit revolutionärem Bewusstsein dazu entschließen, gemeinsam
für ihre Interessen zu kämpfen, sondern dass gerade Gruppen von
»nicht-intellektuellen« Menschen manchmal leicht zu beeinflussen
sind und sich die Selbstbestimmung in eine »einer-spricht-alle-folgen-
Situation« wandeln kann.
Wieder werden aus diesem »Problem« durch die traditionelle Linke
und die Antideutschen jeweils konträre Schlüsse gezogen: Links zu
sein bedeutet, in diesen Situationen zu versuchen, alle Personen zum
eigenständigen und kritischen Denken aufzufordern und so viel wie
möglich Beteiligung und Rückkopplung bei Entscheidungen zuzulassen.
Bei den Antideutschen wird demgegenüber bereits die »Massensituation
« an sich abgelehnt. Gute Beispiele sind die »Hartz-IV«-Proteste,
die Antiglobalisierungsbewegung und Demonstrationen gegen
die Kriege in Afghanistan und im Irak. Ziel der Linken war es dabei
unter anderem, rechte Gruppen aus den Protesten auszugrenzen und
die Proteste »in die richtige Richtung« zu führen. Die Antideutschen
sahen in gelegentlich auftauchenden Nazis auf Demos bzw. Plakat-
Vergleichen von Bush mit Hitler ihre Theorie bestätigt, dass Proteste
in Deutschland immer »umkippen« müssten und hieran eine »Grundstimmung
« klar werde. Dementsprechend bleibt man dann lieber zu
Hause und empört sich über »die Linken«, die zusammen mit Rechten
und Massen von Leuten, die »morgen wieder zur Menschenvernichtung
bereit wären«, auf die Straße gehen.14 Die historisch eingehend
bekannte Situation, dass Nazis linke Vorstellungen scheinbar übernehmen, um Leute zu gewinnen, wird durch die Antideutschen
nicht etwa dadurch bekämpft, dass man selbst die besagten Themen
aufgreift und die Nazis also »verdrängt« bzw. als LügnerInnen bloßstellt,
sondern indem man die sowieso schon »oft scheußlichen Massen
«15 genau ihnen allein überlässt.
Wenn Antideutsche behaupten, sie hätten etwas gegen »Massenaktionen
«, weil dort die Bereitschaft, »sich führen zu lassen« zum Ausdruck
komme, übersehen sie dabei völlig das Ziel der jeweiligen Protestaktion
und damit das, worum es der Mehrheit der Protestierenden
beim Protestieren geht. Ziel ist nämlich in der Regel nicht die blinde
Gefolgschaft Oskar Lafontaine – oder wem auch immer – gegenüber.
Zu behaupten, das Mittel des Protestierens zum Erreichen eines berechtigten
Zwecks sei nur deshalb schlecht, weil auch Nazis – wenn
man sie nicht daran hindert – eventuell mitmachen könnten, ist wohl
dem vergleichbar, dass man z. B. keine Che-Guevara-T-Shirts mehr
tragen dürfte, weil diese neuerdings unter Nazis Mode sind. Oder man
dürfte nur deshalb nichts mehr gegen das US-amerikanische System
und seine Kriege sagen, weil die Nazis vorgeben, etwas dagegen zu
haben. Und man dürfte keine Palästinenser-Tücher tragen, weil diese
auch von Selbstmordattentätern getragen werden.16
Ein weiterer Aspekt des linken Grundverständnisses ist der Antiimperialismus.
Der Imperialismus wird als mit dem Kapitalismus einhergehendes
internationales System der Ausbeutung gesehen. Anstatt
nur Missstände im eigenen Land zu kritisieren, wenden sich Linke
auch gegen die Unterschiede zwischen den Staaten, die Ausbeutung
der »Dritten Welt« durch die »Erste« und gegen Kriege, die aus diesem
Grund geführt werden. Man solidarisiert sich auch mit den Unterdrückten
der anderen kapitalistischen Länder gegen die dort Herrschenden.
Die Antideutschen solidarisieren sich im Gegensatz dazu mit
Staatsmächten – mit den USA und mit Israel. Ähnlich wie beim Geschichtsbild
fällt auch hier auf, dass das Hauptaugenmerk der Antideutschen
auf der Verfolgung von Jüdinnen und Juden liegt, was eine
extreme Fixierung auf den Nahen Osten und die USA zur Folge hat.
Da die USA wie auch Israel allerdings neben einem weitgehend vor
staatlicher Verfolgung sicheren Ort für jüdische Einwohnern auch kapitalistische
Staaten mit imperialistischen Interessen sind und also
selbst auch Personengruppen »unterdrücken«, führt dies zu einem
»Seitenwechsel« der Antideutschen im Vergleich zur traditionellen
Linken. Die »unterdrückten«/benachteiligten Bevölkerungskreise innerhalb
dieser Staaten fallen unter den Tisch. Ebenso wenig interessieren
sich die Antideutschen beispielsweise für die Außenpolitik der
USA in Lateinamerika. Dass es auf der Erde Regionen mit ganz anderen
Konflikten als Antisemitismus gibt, wird kaum wahrgenommen.
Viele Antideutsche wollen gar nicht antiimperialistisch sein, weil dies
nicht ihre »Aufgabe« ist und haben die antiimperialistischen Linken
zu ihren Gegnern erklärt.17 Sie agieren auch nicht international. Selten
haben sie Kontakte zu Gruppen in den USA oder in Israel noch reisen
sie in die jeweiligen Länder, um sich die Situation vor Ort einmal anzuschauen.
Und wenn sie gegen deutsche Soldaten im Ausland sind,
geht es ihnen mehr um die »deutschen« als um die »Soldaten«.
Gleichzeitig wird die deutsche Regierung kritisiert, weil sie sich nicht genügend hinter die USA stellt, wenn diese Kriege führen.18 Daran,
dass Deutschland ob seines (sowieso geheuchelten) Pazifismus’ gescholten
wird, wird eine Bereitschaft der Antideutschen zum Krieg
deutlich, die dem linken Grundverständnis zuwiderläuft. Ähnlich wie
Joschka Fischer es im Kosovo-Krieg versuchte, werden mit einem
»Nie wieder Auschwitz« Kriege gerechtfertigt, wobei die Losung
»Nie wieder Krieg« und damit der Zusammenhang zwischen Krieg
und Auschwitz verloren geht.
Nun hat es natürlich seinen guten Grund, insbesondere Antisemitismus
in der Welt zu bekämpfen. Dies allerdings außerhalb eines antifaschistischen,
antirassistischen und antikapitalistischen Kontextes zu
tun, birgt die Gefahr, irgendwann zu vergessen, worum es beim
Kampf gegen Antisemitismus eigentlich geht, nämlich darum, weltweite
Zustände zu verändern, die Rassismus und Antisemitismus erst
hervorbringen. Sonst müssen die Antideutschen sich dann doch fragen
lassen, was denn eigentlich einen verfolgten Juden konkret von einem
verfolgten Schwarzen, Araber, Türken oder wem-auch-immer unterscheidet.
Dies führt zu einem weiteren Aspekt des linken antifaschistischen
Grundkonsenses: dem Antirassismus. Antisemitismus wird dabei als
eine besondere Art von Rassismus gesehen, da dabei eine Personengruppe
aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit seit Tausenden von Jahren
diskriminiert, verfolgt und ermordet wurde. Aufgrund dieses
historischen Ursprungs geht es in linken Kreisen stets darum, insbesondere
gegen Antisemitismus vorzugehen, weshalb man den Begriff
neben dem zu bekämpfenden generellen Rassismus oft noch einmal
extra erwähnt.
Die Antideutschen lösen den Antisemitismus vom Rassismus und
betrachten ihn als etwas durchweg Einzigartiges, das allein es für sie
zu bekämpfen gilt. Dabei gehen einige sogar so weit, die Nazi-Definition
ausschließlich an die Israel-Feindlichkeit zu koppeln und neonazistische
Gruppen, die sich z. B. gegen den Bau von Moscheen einsetzen,
zu verteidigen, da sie zwar angeblich etwas gegen Türken und
andere Ausländer haben würden, allerdings keinerlei antisemitische
Tendenzen aufwiesen.19 Bei dieser Betrachtungsweise wird eventuell
rassistischen Tendenzen innerhalb der USA oder in Israel keinerlei Bedeutung
beigemessen. Die Antideutschen sind häufig nicht nur nicht
antirassistisch. Bei Demonstrationen wie der der »Bahamas« in Berlin
Kreuzberg, bei der unter anderem die Schließung von Migrantenprojekten
gefordert wurde20, sowie bei antideutschen Artikeln über islamische
Migranten, die in einem Atemzug mit islamistischen Selbstmordattentätern
genannt werden, kommen klar rassistische Tendenzen
in der antideutschen Bewegung zum Vorschein. Diese wahrzunehmen,
fällt vielen Linken häufig genau deshalb so schwer, weil Jahrzehnte
lang der Kampf gegen Antisemitismus und der gegen Rassismus zusammengehörten.
Die linke Erklärung des menschlichen Handelns aus den Umständen
widerspricht einer Auffassung von bestimmten gesellschaftsunabhängigen
und unveränderlichen Charakterzügen. Demgegenüber ist
wesentliche Grundlage rassistischen Denkens die Unterteilung der
Menschen in unterschiedlich bewertete Gruppen. In diesem Sinne hat
natürlich auch der »Antiamerikanismus« etwas Rassistisches. Genauso übrigens, wie es ein »Anti-Franzosimus«, ein »Anti-Afrikanismus
«, ein »Anti-Brillenträgerismus«, aber auch eine »anti-islamische
« oder eine »anti-deutsche« Grundhaltung aufweisen. Wann
immer nämlich hinter dem »anti« (= gegen) eine ganze Bevölkerungsgruppe
erscheint, bei der einzig eine bestimmte Herkunft,
Religion oder äußere Merkmale zur Zuordnung zur betreffenden
Gruppe verwandt werden, steckt dahinter eine Abwertung derselben.
Wie überzeugt man auch immer von der Schlechtigkeit einer »deutschen
Mentalität« sein mag, ist die Selbst-Bezeichnung als antideutsch
dann rassistisch, wenn sie nicht mehr »gegen Deutschland
als Staat«, sondern »gegen Deutsche« meint. Nun kann man zwar an
der Relevanz eines »Rassismus gegen Deutsche« wirklich zweifeln,
das Verhalten aber, das Antideutsche häufig gegenüber Migranten
aus »islamischen Ländern« an den Tag legen, sollte man ernster nehmen.
Eine Einteilung der Welt in gute Amerikaner, gute Juden und
Jüdinnen (nicht: Israelis!, sondern eine Betrachtung aufgrund einer
Religionszugehörigkeit, in der zugleich eine Art »Volkszugehörigkeit
« gesehen wird) und in schlechte Muslime und schlechte Deutsche,
bei der andere Bevölkerungsgruppen nur dann vorkommen,
wenn sie selbst eine Einstellung gegenüber den genannten guten und
schlechten Personengruppen haben, ist – auch wenn sie unterschwellig
und indirekt zum Ausdruck kommt – wohl eindeutig rassistisch.
Diese Welteinteilung vieler Antideutscher deutet auf ein schwarz/
weiß-Denken hin, das jeder linken Überzeugung eigentlich fremd ist.
Links zu sein bedeutet, an Zuordnungen von »pauschal gut« und
»pauschal böse« zu zweifeln. Es bedeutet, offizielle, vereinfachte Darstellungen
kritisch zu hinterfragen und ihnen eine differenzierte Sichtweise
und nicht ebensolche Pauschalitäten entgegenzusetzen.
Die Tatsache, dass es innerhalb einer bestimmten Gruppe immer
auch fortschrittliches Potenzial bzw. immer auch reaktionäre Kräfte
gibt, was eine genaue Beobachtung der einzelnen Akteure erfordert,
wird von den Antideutschen häufig übersehen. Ob es zwischen den unzufriedenen
Palästinensern auch welche gibt, die keine Selbstmordattentate
auszuüben im Sinn haben und mit denen sich Linke durchaus
solidarisieren könnten, scheint nicht von Belang zu sein. Dass selbst
bedeutende israelische Kräfte den Israel-Palästina-Konflikt sehr viel
differenzierter sehen als die deutschen Antideutschen, wird ebenfalls
nicht beachtet. Die Mauer gilt bei Antideutschen als »Schutzzaun«, der
die Israelis, d. h. die Jüdinnen und Juden vor den Palästinensern
schütze. Israel ist unbestreitbar ein Zufluchtsort für Jüdinnen und Juden,
weshalb seine Existenz nicht hinterfragt werden darf. Hieraus ergibt
sich nach Ansicht der Antideutschen, dass Entscheidungen der
israelischen Regierung auch nicht hinterfragt werden dürfen, sie handele
nämlich im Interesse der Jüdinnen und Juden und alles, was sie an
zweifelhaften Dingen tue, tue sie, um die Bewohner vor Schlimmerem
zu schützen.21 Wer nun die israelische Regierung kritisiert, spricht damit
Israel schon beinahe das Existenzrecht ab. Das wiederum würden
die feindlichen Nachbarstaaten Israels auch tun, die alle Jüdinnen und
Juden am liebsten ins Meer werfen würden. Wenn jemand nicht für
Israel ist und damit für alles, was die israelische Regierung tut, ist er
demnach dagegen. Zwischentöne sind kaum feststellbar.22
Irritierend bei dieser Sicht des Konfliktes ist allerdings das Verhalten
der israelischen Linken, die eine ganz andere Meinung vertritt. Das
Problem, das dadurch auftaucht, dass deutsche, sich zum Teil links
nennende Antideutsche Positionen der äußersten Rechten in Israel vertreten,
wird von den Antideutschen gelöst, indem man der israelischen
Linken abspricht, links zu sein.23 Auch deutsche Linke werden häufig
angegriffen. »Die Linken« – heißt es dann – finden, dass Israel die
Palästinenser unterdrückt. Da Israel aber als ausnahmslos gut betrachtet
wird, erscheint jegliche Kritik daran schlecht. »Die deutschen
Linken« werden damit in den Augen vieler Antideutschen zu Feinden
Israels und also zu ihren eigenen Feinden und werden von ihnen
neben Nazis und palästinensischen Selbstmordattentätern aufgeführt.24
Neben Israel bleiben auch die USA vor pauschalen Sympathiebekundungen
nicht verschont. Sie werden nämlich als einziger Staat
wahrgenommen, der rundherum mit Israel solidarisch ist. Also erscheinen
auch sie als »guter Staat«. Folgerichtig wird die deutsche Regierung
dann dafür kritisiert, dass sie die USA kritisiert. (Spätestens
seit 1968 war Gegenstand linker Kritik das genaue Gegenteil). Wenn
jetzt die Linken hierzulande die USA kritisieren, kritisieren sie damit
in den Augen der Antideutschen alles an den USA und auch automatisch
die Haltung der USA zu Israel. Dies sei aber außer antiamerikanisch
auch schon antisemitisch. Dementsprechend wäre das Schlimme
am Antiamerikanismus eigentlich der Antisemitismus.
Links zu sein bedeutet, Kritik anzumelden und scheinbare Tatsachen
in Frage zu stellen. Es bedeutet, hinter Entscheidungen zu
schauen und zweifelnd zu fragen: wem nützt es? Es bedeutet den Versuch,
die Interessen der Handelnden nachzuvollziehen und offizielle
Lügen als solche zu entlarven.
Antideutsche üben sehr wohl Kritik. Sie üben an allen um sich
herum eine ganz und gar vernichtende Kritik – solange es sich nicht
um Jüdinnen und Juden, Amerikaner oder sich selber handelt. Ihre
Kritik an »der Linken« ist schon lange alles andere als solidarisch.25
Die Kritik der Antideutschen erscheint häufig einseitig und undifferenziert.
Sie folgt auch nicht dem linken Prinzip, nach dem die Kritik
am Wirtschaftssystem und am Staat die Kritik an den handelnden Personen
bedingt, die als Ausdruck eben dieser Verhältnisse gesehen werden.
Die Antideutschen scheinen die deutsche Bevölkerung weit mehr
zu kritisieren als den deutschen Staat und das Wirtschaftssystem.
Links zu sein bedeutet auch, seine eigenen Meinungen und Entscheidungen
zu hinterfragen. Das Zweifeln an eigenen Sichtweisen
und die konstruktive Diskussion, bei der etwas in Frage gestellt und
dadurch verbessert wird, ist bei vielen Antideutschen kaum festzustellen.
Oft werden Fehler nur bei Anderen und nicht etwa bei eigenen
ggf. irrtümlichen Interpretationen gesucht.
Den Antideutschen ist zuzugestehen, dass sie auch den einen oder
anderen »wirklichen Antisemiten« als solchen bloßgestellt haben – im
Gegensatz zu ihrer eigenen Wahrnehmung wird ihnen genau dies
durch die Linken natürlich auch nicht vorgeworfen. Sehr häufig
greifen sie jedoch vorschnell und schon aufgrund von vorsichtig
geäußerter Kritik an der israelischen Regierung auf den Antisemitismusvorwurf
zurück. Wenn sie einen vermeintlichen »Antisemiten«
ausgemacht haben, der sich selbst vielleicht als Linker und keineswegs als antisemitisch versteht, fällen sie keinesfalls mehr sachliche
Aussagen über ihn und achten dabei kaum auf eventuelle Richtigstellungen
oder Erklärungen. Ihre Worte sind polemisch und gleichen absolut
nicht denen, mit denen Linke stets versucht haben, blindem Hass
eine vernunftgeleitete Analyse entgegenzusetzen. Mit dieser provokativen
Art gelingt es ihnen häufig, Diskussionen zu »emotionalisieren«
und Leute persönlich anzugreifen. Gerade für deutsche Linke ist es
schwer hinnehmbar, bei kleinster Kritik am israelischen Umgang mit
den Palästinensern als »antisemitisch« tituliert zu werden. Durch
deren dann gleichwohl überzogene Reaktionen finden Antideutsche
dann erneut ihre Auffassung über den Charakter der Angegriffenen bestätigt.
Statt einer gemeinsamen und von einem linken Grundkonsens
getragenen Diskussion mit anderen steht auch hier die Urteilung über
andere aufgrund von vorschnell gezogenen und unhinterfragten
Schlüssen im Vordergrund.
Der angestellte Vergleich fundamentaler linker Positionen mit antideutschen
hat gezeigt, dass viele antideutsche Ansichten nicht als links
zu bezeichnen sind. Antideutsche Grundsätze führen im Gegenteil oft
zu Verhaltensweisen, die nicht nur nicht links sondern sogar traditionell
rechts erscheinen.
Sind Antideutsche antideutsch?
Bei den Antideutschen handelt es sich ganz offensichtlich um eine
Landeserscheinung.
Als zentralen Grundsatz nehmen Antideutsche für sich in Anspruch,
etwas gegen Deutsche und ihre mangelnde Aufarbeitung des Faschismus’
zu haben. Diese Tatsache an sich unterscheidet sie kaum von anderen
linken Strömungen. Selten haben deutsche Linke ihr Land geliebt,
der mangelnde Bruch mit der nationalsozialistischen Geschichte
ist in linken Kreisen seit 1945 ein ständiges Thema. Auffällig bei den
Argumenten der Antideutschen ist, dass sie einem oft etwas paradox
erscheinen. Häufig sind nämlich Antideutsche selbst Urheber von Verhaltensweisen,
die sie bei anderen als »typisch deutsch« kritisieren.
Da ist zunächst die Relativierung des Nationalsozialismus. Antideutsche
lehnen eine Gleichsetzung des Holocaust mit anderen Verbrechen
vorgeblich ab (z. B. wenn es um Vergleiche NS-Deutschlands
mit den USA geht). In starkem Maße betreiben sie sie jedoch selbst.
Nicht nur, dass sie – um Kriege zu rechtfertigen – auf den 2. Weltkrieg
als »guten Krieg« zurückgreifen, sie ziehen auch fortwährend Parallelen
zwischen dem heutigen Antisemitismus in der »islamischen Welt«
und dem der 30er Jahre in Deutschland und Europa.26 Die islamistischen
Selbstmordattentäter werden als gelehrige Schüler der Nazis
und als »Islamfaschisten« betrachtet, ihre Attentate werden als »antisemitische
Massaker« neben den nationalsozialistischen Massenmord
gestellt.27 Indem der Antisemitismus zum Hauptelement des Nationalsozialismus
erklärt wird und gleichzeitig der »islamischen Welt« und
sämtlichen Israelkritikern Antisemitismus unterstellt wird, findet offensichtlich
eine Relativierung des Nationalsozialismus statt.
Auch bei ihrer Betrachtung des Antisemitismus übersehen die
Antideutschen gerade die Einzigartigkeit des nationalsozialistischen
Judenhasses, bei dem ein Hauptelement in der Konstruktion einer abstrakten
»jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung« lag und gehen so über den Versuch einer Analyse von heutigem Antisemitismus
hinweg. Dass dieser sich in der islamischen Welt häufig konkret gegen
Israel als reale Unterdrückungsnation richtet, macht ihn zwar nicht
besser, würde aber einer Erwähnung bedürfen, wenn man es denn darauf
angelegt hätte, diesen »islamischen Antisemitismus«/Antizionismus
direkt zu bekämpfen. Andere Ursachen erfordern bekanntlich
auch andere Bekämpfungsstrategien.
Die ständige Konfrontation der Umgebung mit dem »Antisemitismusvorwurf
« hat weiterhin zur Folge, dass derselbe auf Dauer an Gewicht
verliert. Leute, die ständig hören, alle Welt sei antisemitisch,
ohne die direkten Auswirkungen zu sehen, werden über kurz oder lang
zu dem Ergebnis gelangen, dass dies gar nicht so schlimm sein kann.
Natürlich ist genau dies nicht Ziel der Antideutschen. Dennoch ist
diese vorhersehbare Entwicklung bedenklich und sollte – gerade hierzulande
– verhindert werden, indem man sich dreimal überlegt, wem
man Antisemitismus vorwirft.
Die einseitige Wahrnehmung von Deutschen als durchweg böse
führt im Rückblick auf den Nationalsozialismus außerdem zu einer
Verdrängung des deutschen Widerstands gegen den Faschismus. Statt
sich wie viele Linke seit dem Holocaust beim antifaschistischen
Kampf in der Tradition auch der antifaschistischen Kämpfer in den
Konzentrationslagern zu sehen, anstatt auf die wenigen meist vergeblichen
Widerstandshandlungen auch von deutschen Kommunisten etc.
hinzuweisen und diese bekannter zu machen, identifizieren sich Antideutsche
vor allem mit den siegreichen amerikanischen Bombern28,
während sie es Linken zum Vorwurf machen, wenn diese sich mit der
Selbstbefreiung Buchenwalds beschäftigen29. Genauso wie der offizielle
deutsche Umgang mit kommunistischen Widerstandskämpfern,
deren Widerstand man bis heute zu relativieren bemüht ist, zeugt auch
dieses Verhalten der Antideutschen von Respektlosigkeit gegenüber
denjenigen, die »andere Deutsche« waren und dafür gestorben sind.
Die Antideutschen betreiben des Weiteren mit ihrem Blick auf den
Nahen Osten eine Verlagerung eines historisch deutschen Problems
und damit eine Entlastung der eigenen Verantwortung. Dadurch, dass
die Islamisten zu den »besseren Nazis« erklärt werden, hat man seinen
Feind und die eigene Geschichte ganz weit in die Ferne und außer
Reichweite entsorgt und kann guten Gewissens passiv bleiben, wieder
Krieg fordern30 und von diversen Staatsmächten die Bombardierung
der Betreffenden verlangen31 (umso mehr, da man selbst sich ja nur
geistig in Israel aufzuhalten pflegt und also die eventuellen Rache-
Aktionen der Nachbarstaaten nicht am eigenen Leib erleben müsste).
Wenn es wirklich um das Wohl der Bevölkerung ginge, würde man
sich im Nahen Osten nicht für Kriege sondern für friedliche Alternativen
einsetzen und fortschrittliche Initiativen in den betroffenen Ländern
unterstützen. Es scheint aber vielmehr um den Abbau eigener
historisch (gut) begründeter Hemmschwellen und um die Rechtfertigung
von Militäreinsätzen zu gehen, indem diese – aufgrund der eigenen
Geschichte – als alternativlos dargestellt werden. Die Antideutschen
geben vor, Lehren aus der eigenen Geschichte zu ziehen,
während sie in Wirklichkeit auf Argumente zurückgreifen, die sowohl
in der deutschen als auch in der internationalen Geschichte ganz traditionell
dazu dienten, Kriege aller Art zu rechtfertigen. (Befreiung unterdrückter Gruppen, Menschenrechte der Bevölkerung, unerlaubter
Waffenbesitz anderer Herrscher, Tyranneneigenschaft, Verteidigungskampf,
Terrorismus etc.). Damit reihen sie sich in die offizielle
deutsche (Kriegs-)Politik ein.
Wie viele Deutsche setzen die Antideutschen dem Antisemitismus
außerdem einen Philosemitismus entgegen, der ein Zeichen dafür ist,
dass es an einer vernünftigen Auseinandersetzung mit dem Phänomen
Antisemitismus auch heute noch mangelt und die Position vieler junger
Deutschen zu Jüdinnen und Juden von starker Unsicherheit geprägt
ist. Beim Philosemitismus werden jüdische Personen aber
ebenso als homogene Masse betrachtet, wie dies beim Antisemitismus
der Fall ist, nur dass die Vorzeichen umgekehrt sind. Statt ihre eigene
Unsicherheit zu erkennen und zu thematisieren und sich um die »Normalisierung
« eines Kontaktes zu jüdischen Menschen hier und in Israel
zu bemühen und mit ihnen selbst die auftretenden Probleme zu
diskutieren, geht man über die Köpfe der Betroffenen hinweg und
meint, zu wissen, wie sie sind und was für sie das beste ist. Die Antideutschen
stehen dabei auf der Seite der Guten und der Gewinner. Zusammen
mit einer Weltmacht und in einer Reihe mit den ehemaligen
Opfern kann man sich sogar über viele Israelis stellen. Manchmal
scheint es, als wüssten deutsche Antideutsche viel besser, was gut für
israelische Jüdinnen und Juden ist, als diese selbst. Dies stellt schon
eine die Opfer und ihre Angehörigen diskriminierende Anmaßung
durch die Nachfahren von deutschen Tätern dar.
Ein weiterer sehr deutscher Aspekt des »Antideutschseins« ist der,
dass man einen unkontrollierten Ausländerhass empfinden und ganz
zeitgemäß Folter, Fußfesseln und Ausweisung krimineller Migranten
fordern kann. Statt sich in einem »historisch belasteten« Antisemitismus
zu äußern, richtet sich der Rassismus von heute bei großen Teilen
der deutschen Gesellschaft eher gegen »unangepasste« Ausländer, die
aus ärmeren Ländern kommen und oft ohne gesicherten Aufenthaltsstatus
hier – zum Teil noch sehr traditionell und in bestimmten abgeschotteten
Gegenden – leben. Vor allem türkische, arabische und palästinensische
Migranten haben neben dem alltäglichen deutschen
Rassismus auch mit dem aggressiven verbalen und physischen Auftreten
so mancher Antideutscher schwer zu kämpfen.
Die entschiedene Ablehnung »typisch deutscher« Verhaltensweisen
sowie die Kritik der mangelnden Aufarbeitung des Nationalsozialismus’
wird von den Antideutschen also vor allem theoretisch und mit
Blick auf andere betrieben, während sie in der Praxis nahezu alle von
ihnen kritisierten Merkmale selber aufweisen.
Entwicklung linker Gegenstrategien
Die Entwicklung einer linken Gegenstrategie setzt die Frage voraus,
weshalb den antideutschen Vorstellungen in der Linken überhaupt
eine solche Aufmerksamkeit zuteil wird. Um sie zu beantworten, muss
ihre Entstehung berücksichtigt werden.
Der Holocaust und der deutsche Antisemitismus sind weder in der
BRD noch in der DDR wirklich »aufgearbeitet« worden. Auch in vielen
linken Faschismusanalysen wurden die psychologischen Aspekte
des Antisemitismus zu wenig betrachtet und es existierte jahrelang
eine sehr einseitige linke Nahost-Position. Nun kommen die Antideutschen mit einer absurden »Israelverehrung« und reduzieren allen wissenschaftlichen
Studien zu diesem Thema zum Trotz den Nationalsozialismus
ganz und gar auf den Antisemitismus. Dass sie dabei zu
einer gewissen Bedeutung gelangen konnten, ist eben durch die undifferenzierte
»Pro-Palästina-Haltung« großer Teile der Linken und
deren mangelnde Beschäftigung mit dem Antisemitismus zu erklären.
Weil viele ihrer Kritikpunkte im Kern richtige Mängel aufzeigen, werden
Antideutsche innerhalb der Linken so ernst genommen – sei es
durch emotionale Gegendarstellungen oder aber Sympathien mit einigen
ihrer Ansichten. Für viele Linke erschweren die als richtig erkannten
Ursprünge antideutscher Positionen eine radikale Kritik an ihnen,
zumal der Antisemitismus bislang ein Thema war, über das man
hierzulande nicht seine Richtungskämpfe auszutragen pflegte.
Es ist an der Zeit, auf das »Nach-Rechts-Rücken« der antideutschen
Strömungen zu reagieren und sich klar von ihnen abzugrenzen.
Eine Abgrenzungsstrategie kann aber gerade in diesem Fall nicht ein
bloßes Ignorieren und eine pauschale Zurückweisung aller Vorwürfe
beinhalten. So falsch es ist, sich selbst aus Angst vor einer Einmischung
durch Antideutsche nicht mehr mit Antisemitismus zu beschäftigen,
so falsch ist es auch, einen dem Antizionismus entspringenden
»islamischen Antisemitismus« der Einfachheit halber zu
leugnen, wie es in der Linken teilweise getan wird. Antideutsche
werden nämlich erst dann an Einfluss verlieren, wenn es uns gelingt,
die durch Linke zu flach behandelten Themen (Antisemitismus im
Nahen Osten, fehlende Kritik desselben durch deutsche Linke, besondere
Rolle des Staates Israel, EU-Imperialismus etc.) neu zu besetzen
– und sie in klarer Abgrenzung zu den Antideutschen in einen
linken Zusammenhang zu stellen.
Es sollte in Zeiten der Globalisierung auch für Linke in Deutschland
wieder möglich sein, gegen neue Arten des (sowohl US- als auch
EU-)Imperialismus und seine Kriege klar Stellung zu nehmen. In Bezug
auf den Nahen Osten als Krisenregion muss eine differenzierte
Betrachtung möglich sein, bei der das Phänomen der reaktionären Islamisten
analysiert werden kann, ohne dass es für Argumentationen
benutzt wird, die weniger mit dem Problem als vielmehr mit der deutschen
Vergangenheit und den Interessen einiger nicht-mehr-linker
Sekten und ihrer Gegner zu tun haben.
Endlich sollte bei all den nötigen Diskussionen um Antideutsche
auch nicht vergessen werden, dass die deutsche Linke aufgrund interner
Auseinandersetzungen im Moment dabei ist, sich aus der Gesellschaft
zurückzuziehen und den Anschluss an die »Normalbevölkerung
« zu verlieren, was einer der größten Fehler ist, die Linke
überhaupt machen können (aber stets machen). Sich selbst nämlich
mehr Aufmerksamkeit als dem Rest der Welt beizumessen, ist statt
links ganz einfach egoistisch.
Isabel Erdem
Jg. 1982,
seit 2004 Stipendiatin der
Rosa-Luxemburg-Stiftung,
im SprecherInnenrat der
StipendiatInnen tätig.
Erdem studiert Rechtswissenschaften
in Trier.
Sie ist dort in linken Kreisen
und in der Hochschulpolitik
aktiv.
Der Text setzt sich mit den
»Antideutschen« auseinander,
die seit einigen Jahren
für heftige Diskussionen in
der radikalen Linken sorgen.
Er geht der Frage nach, ob
es sich bei ihnen um eine
linke Bewegung handelt.
Dafür werden einzelne antideutsche
Vorstellungen analysiert.
Des Weiteren wird die
Behauptung der »Antideutschen
«, sie würden »typisch
deutsche« Verhaltensweisen
bekämpfen, kritisch betrachtet
und die Frage nach dem
Umgang der Linken mit der
»antideutschen« Strömung
gestellt.
926 UTOPIE kreativ, H. 192 (Oktober 2006), S. 926-939
ISABEL ERDEM
Anti-deutsche Linke
oder anti-linke Deutsche?
Eine sachliche Betrachtung
Quellen:
1 http://www.berlin.de/
sen/inneres/
verfassungsschutz/aktuell/
linksdemo.html.
2 Lesenswertes vom Verfassungsschutz
dazu auf:
http://www.im.nrw.de/sch/
414.htm und auf:
http://www.berlin.de/sen/
inneres/verfassungsschutz/
aktuell/linksdemo.html.
3 Im Internet zu finden
unter: www.
redaktion-bahamas.org.
4 Z. B. »Phase 2«, inAnsätzen »Jungle World«
und die »Konkret«.
5 Diverse Antifagruppen,
z. B. Kritik und Praxis Berlin,
Antideutsche Kommunisten,
Georg von Werth
Gesellschaft Köln etc.
6 »Der Antisemitismus ist
die falsche Art und Weise,
sich den Kapitalismus zu
erklären, er ist das notwendig
falsche Bewusstsein der
kapitalisierten Gesellschaft.«
http://verteidigt-israel.de/
Antisemitismusstreit.htm, III.
Schlusswort.
7 »Die Welt nach Auschwitz
ist eine andere. Somit
hat Auschwitz in Bezug auf
die Beurteilung dieser Welt
eine Bedeutung, ob man
das will oder nicht. Eine
Kritik am Antisemitismus
fordert die Zerschlagung
eines deutschen Staates,
aber auch jeglicher anderen
Staaten mit Ausnahme von
Israel.«
http://verteidigt-israel.de/
Antisemitismusstreit.htm III.
Schlusswort.
8 »Das ist die logische
Konsequenz der deutschen
Vergangenheitsbewältigung,
den begonnenen Massenmord
an den Juden zu seinem
Ende zu bringen«
http://verteidigt-israel.de/
Antisemitismusstreit.htm,
II 1 b.
9 Redebeitrag auf
http://www.antideutsch.tk (Publikationen
der Antideutschen
Kommunisten) Ȇber die
Rolle der USA in der gegenwärtigen
Weltsituation«, wo
konstatiert wird, dass »die
Feinde der USA noch
fürchterlicher sind, als der
Weltpolizist selbst«. Weiter
heißt es: » […] droht ein
Schrecken, gegen den alle
amerikanischen Gräuel
harmlos erscheinen. […]
Nicht auszudenken, was
passiert, wenn der Irak
tatsächlich die Fähigkeiten
erlangt, Tel Aviv zu eliminieren.
[…] Wenn schon der
Kapitalismus in der ganzen
Welt kriselt und ganze Weltteile
zusammenbrechen, so
könnte es der Menschheit wenigstens
eine Atempause
verschaffen, wenn die USA
die Kräfte aufhalten, die auf
die Krise ganz nach dem
deutschem Vorbild reagieren.
« und: »Bei allen
Borniertheiten, die eine
spätkapitalistische Industriemacht
notwendig an
sich hat, verteidigen die
USA mit ihrer Weltordnung
die Welt gegen den Faschismus
und Israel gegen
die Bedrohung der Eliminierung.
« Flugblatt der
Antideutschen Kommunisten
– http://www.antideutsch.tk.
vom 9. 12. 2002.
10 »Wer […nicht] gegen
Europa und für die USA
agitiert, der wird auch nie
zum Kommunismus kommen
können, der doch so
dringend geboten ist und
von dem schlicht niemand
auch nur reden mag.«
Flugblatt der Antideutschen
Kommunisten, a. a. O.
11 Vgl. Aussprüche wie:
»[…] den geknechteten und
oft scheußlichen Massen«
http://www.antideutsch.tk –
Publikationen: Ȇber die
Rolle der USA in der gegenwärtigen
Weltsituation«.
12 »[…] das Leben zu
führen, das man gerade
führt, ist so erbärmlich,
dass kein Mensch es aushalten
kann – es sei denn,
er schaltet sein Hirn aus.
[…] Deshalb erkennt Ihr
auch keine Herrschaft mehr
[…] Euer Irrationalismus ist
nur der der aktuellen Erzeugungsart
und das Prädikat
dumm damit eine Tatsachenfeststellung
und keine
Beleidigung.« Antideutsche
Kommunisten zum Studistreik
2003 – www.
antideutsch.tk oder: »Weil
aber den Bildzeitungslesern
nicht ernsthaft Vorwürfe zu
machen sind, wenn noch
nicht einmal die postmoderne linke Intelligenz,
denkfaul wie sie heute ist,
einen vernünftigen Gedanken
herausbringt […]«
http://www.antideutsch.tk – Publikationen:
Ȇber die Rolle
der USA in der gegenwärtigen
Weltsituation«.
13 »Der Staat Israel wurde
notwendig zum Schutz der
Juden, nachdem der erste
Anlauf zur kommunistischen
Weltrevolution am Proletariat
in den Metropolen
scheiterte. […] Die sich
staatlich organisierenden
Juden lassen sich nicht
mehr abschlachten!« Flugblatt
der Antideutschen
Kommunisten, a. a. O.
14 »Ist es nicht so, dass
der Antikapitalismus von
Globalisierungsgegnern nationalsozialistisch
gestimmt
ist und nicht die Befreiung
sondern die Verewigung
des Elends und der Unterdrückung
im Schilde führen
[…]?« http://www.redaktionbahamas.
org: Kommunismus
statt Antikapitalismus,
23. 5. 03 und: »Was in den
80ern die Friedensbewegung
– von den Konservativen
unwidersprochen –
ideologisch vorbereitete, ist
nun die Politik des Staates,
samt seiner basisdemokratischen
Anhängsel, wie Attac
oder den Ökoverbänden.
[…]« http://www.antideutsch.tk –
Publikationen: Über die
Rolle der USA in der gegenwärtigen
Weltsituation. »[…]
die Antifaschistische Aktion
Berlin verteidigt nun zusammen
mit den Antisemiten
von Attac, den Grünen und
der PDS den Frieden und
damit Saddam Hussein. Sie
mobilisieren den pluralen
Mob zur großen Friedensdemo
[…] Schlägt die
Antifa sich auf die Seite der
deutschen Bürgerinnen und
Bürger, also auf die Seite
der Friedensbewegung, sobefindet sie sich auf der
Gegenseite derer, die für
Emanzipation kämpfen. […]
Die sozialen Basisbewegungen
Europas und die Islamisten
haben denselben
Feind.« Flugblatt der Antideutschen
Kommunisten,
a. a. O.
15 Vgl. »[…] den geknechteten
und oft scheußlichen
Massen« www.
antideutsch.tk – Publikationen:
Ȇber die Rolle der
USA in der gegenwärtigen
Weltsituation«.
16 Vgl. »Coole Kids tragen
kein Palituch« auf: http://
http://www.antifa-duisburg.de/
pali.htm.
17 »Der Antiimperialismus
als das höchste Stadium
der Dummheit ist ein wesentliches
Merkmal deutscher
Identität.« http://
verteidigt-israel.de/
Antisemitismusstreit.htm
18 »Die deutsche Politik
steht allerdings der zivilisatorischen
Form amerikanischer
Außenpolitik diametral
entgegen, nur, sie ist nicht
militaristisch und auch nicht
großdeutsch, sondern […]
Zeichen des antiamerikanischen
Bündnisses mit der
›Dritten‹ und hier insbesondere
der islamischen Welt
gegen Amerika.« Sören
Pünjer auf http://www.conneisland.
de/nf/111/27.html;
zum Irakkrieg schreiben
T. Uwer und Thomas von
der Ostensacke (Bahamas
2003/04): »[…] Amerika, wo
Kriege seit der Revolution
immer einem klar formulierten
Ziel gedient haben, das
ideologisch ausgedrückt am
besten mit dem Wort ›Freiheit‹
zu umschreiben ist:
Ob gegen die britische
Krone, den spanischen
Kolonialismus, Empörer
Wilhelm, die Nazis oder den
Kommunismus.«
19 So schreibt die antideutsche
Georg-Weerth-
Gesellschaft in Köln auf
http://www.gwg-koeln.com/text_
referat_antifa.html über die
Antifa K, der sie zuvor eine
Zusammenarbeit mit »Nationalsozialisten
von Kein Blut
für Öl« unterstellt: »Um aber
doch ein klares Feindbild in
Köln zu haben, verpasst sie
keine Gelegenheit, die rassistische
Bürgerbewegung
Pro Köln in eine Nazi-Partei
umzulügen, die sie nicht ist,
und den Nationalsozialismus
damit um sein zentrales Element,
den Antisemitismus
(welcher eben bei Pro Köln
nicht im Vordergrund steht),
zu verkürzen und somit zu
verharmlosen.« »[…] der
Antisemitismus, welcher
unbestreitbar das wichtigste
Merkmal des Nationalsozialismus
ist, bei Pro Köln zwar
vorhanden, aber eben nicht
zentral ist.« http://www.gwg-koeln.
com/text_antifa.html.
20 Redebeiträge, die auf
der Demo gehalten wurden,
gibt es unter: www.
redaktion-bahamas.org/
aktuell/10-7-04-Beitraege.htm.
21 »[…] dessen des Staates
Israel allererster Zweck
es ist, die Vernichtung seiner
Bürger zu verhindern.
Was immer der israelische
Staat […] als Herrschaftsund
Gewaltinstanz gegenüber
seinen Untertanen und
den auf seinem Territorium
lebenden Nichtbürgern tut,
alles also, was der Kritik
Anlass und Gründe liefert –
es ist dieser Funktion untergeordnet.
« Stephan Grigat,
lechts und rinks – und wie
man das verwechseln kann,
wenn es um Israel geht, in:
Konkret 12/2005, www.
cafecritique.priv.at/
dilemma2.html.
22 »Wer aber Juden und
Jüdinnen angesichts der
täglichen Bedrohung das
Recht auf Selbstverteidigung
streitig macht, verfolgt
daher, wissentlich oder
nicht, die Auslöschung des
jüdischen Staates.« Es wird
eine Solidarität verlangt,
»die es nicht vermag, zwischen
zivilen und militärischen
Opfern zu unterscheiden,
eine Solidarität,
die mit der israelischen
Regierung ebenso solidarisch
ist wie mit der israelischen
Bevölkerung, dem
israelischen Staat und seiner
Armee, die alles daran
setzen, dem Ansturm der
Barbarei standzuhalten.«
Die Linke und ihr Hass auf
Israel – http://www.cafecritique.
priv.at/Sisrael.html.
23 Stephan Grigat, a .a. O.
24 »Wo deutsche Linke
sich zusammenrotten, fasst
man auch schon mal Mut,
es den ›Judenknechten‹ und
›Zionistenschweinen‹ zu
zeigen: So auf Demonstrationen
[…], wo Leute mit
pro-israelischen Transparenten
beschimpft bzw.
von den Veranstaltern ausgeschlossen
wurden. […]
Mit anderen Worten: Was
der politischen Klasse die
Walser-Rede war, ist der
deutschen Linken der
11. September.« Tjark
Kunstreich, in Jungle World
13. 2. 2002.
25 »Wer es mit der Forderung
»Für den Kommunismus
« ernst meint, der wird
erkennen müssen, dass
Befreiung und Emanzipation
nur gegen diese Linke erkämpft
werden kann, nicht
mit ihr«. Bahamas 38/02
S. 14.
26 »Es ist hier ein zur Vernichtung
entschlossener
Antisemitismus am Werk –
darin seinem Vorbild auf
qualitativer Ebene durchaus
ebenbürtig –, der die Wahlund
Maßlosigkeit palästinensischen
Massenmordens
begründet. In dieser
Hinsicht kommt momentan
dem Koran eine ähnliche
Rolle zu wie seinerseits
Hitlers Machwerk ›Mein
Kampf‹« in: Gerhard Hanloser
(Hrsg.): Sie warn
die Antideutschesten der
deutschen Linken, Münster
2004, S. 125.
27 Clemens Dachmann
auf einer antideutschen
Demo in Hamburg (24. 4.
2004): » […] über Hitler und
die Nazis sollte besser den
Mund halten, wer vom Mufti
von Jerusalem und den
Moslembrüdern, den Islamnazis,
nicht reden mag.«
Ebenda, S. 48.
28 Vgl. die Parole: »Bomber
Harris Superstar – dir
dankt die rote Antifa«, wie
sie auf dem Starttranspi auf
der Demo vom 10. 7. 04 in
Kreuzberg zu lesen war.
Foto und Infos dazu auf:
http://www.
onesolutionrevolution.de/
zeitung/zeitung09/
bomber.htm.
29 Vgl. die Diskussionen
auf: http://x-berg.de/2006/
07/10/antifaschistischesgeschichtsbewusstsein/.
30 So wird die Linke
gefragt: »Warum […] war
man gegen den Krieg […]
zum Sturz des faschistischen
Baath-Regimes?
Und warum können die
Fakten nicht dazu bewegen,
wenigstens nach […] dem
Tag der Befreiung Bagdads,
endlich zu sagen: Ja, man
hat sich geirrt, man ist
Antiamerikanismus und
Antiimperialismus aufgesessen
[…], weil man mitmachen
wollte in einem
Spiel ohne Grenzen, das in
Wirklichkeit den Weltkrieg
gegen die Juden meint.«
http://www.redaktion-bahamas.
org, Kommunismus statt
Antikapitalismus, 32. 5. 03.
31 »Selbstverständlich
müssen die amerikanische
und die britische Politik weiterhin
kritisiert werden. Jedoch
nicht deshalb, weil sie
die Djihadisten verfolgt,
sondern weil sie diese nicht
zielgenau und konsequent
verfolgt.« Matthias Küntzel
in Konkret, 11/01.