Die Seebrücke Regensburg hat am 15.08.2022 eine Kundgebung organisiert, um an die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan vor einem Jahr zu erinnern. Wir als SRA durften einen Redebeitrag halten. Da die Lage von Afghanis bereits von anderen Organisationen angeprangert wurde und ein aus Afghanistan geflohener Genosse ihre Not sehr eindringlicht verdeutlicht hat, war uns besonders wichtig die Interessen imperialistischer Mächte in der Region zu benennen, sowie unsere Verantwortung diese zu bekämpfen.

Am 12. Februar 1998 erklärte das US-Unternehmen Unocal: „Die Kaspische Region [könnte] Europas Erdölbedarf 11 Jahre lang […] decken. […] Die einzige […] mögliche Lieferroute führt durch Afghanistan […]. [Dazu] muss eine Regierung eingesetzt werden […], die das Vertrauen unserer Regierung, der Geldgeber und unseres Unternehmens genieß[t].“
Im August desselben Jahres bombardierte die Clinton Regierung Afghanistan. (Prashad, 2002)[i]
Das Unternehmen Unocal und die US-Regierung haben, laut Bundestag, den „[Taliban, die sich] in Afghanistan mit wesentlicher Unterstützung [der UN durch] Pakistan etablier[t]en auch Transit Gebühren in Millionenhöhe für [ihren] Teil der Pipeline in Aussicht gestellt. (zensiert, 2008)
Jetzt stellen wir uns mal vor seit dem 2. Weltkrieg wären in Deutschland die Reichsbürger von den USA finanziert und als Verhandlungspartner behandelt worden. Klar, der Vergleich hinkt. Aber er gibt einen kleinen Hinweis darauf, dass es nicht die Afghan*innen waren, die sich ihre aktuelle Lage ausgesucht haben. Die Taliban herrschen mit extremer Gewalt, begehen ethnisch und religiös motivierte Massenmorde und entrechten Frauen und queere Personen, um nur ein paar Beispiele ihrer grausamen Praktiken zu nennen. Aber dafür, dass sie Afghanistan regieren können, sind Militärinterventionen maßgeblich verantwortlich.
Eine Freundin von mir hat zur Sikh Minderheit in Afghanistan gehört, bis sie nach Deutschland geflüchtet ist. Sie hat neulich gesagt: „Mit welchem Ziel demonstrieren wir eigentlich, wenn wir gegen die Taliban auf die Straße gehen? […] Für noch eine Militärintervention des Westens, damit die wieder mal Milliarden verdienen durch die Tötung von Menschen im globalen Süden? Sollten wir nicht lieber weiter kämpfen gegen das […] System, dem Afghanis eigentlich immer schon egal waren, das Geflohene abschiebt und das den Daesch dafür bezahlt Massaker an Sikhs und Hindus auszuführen? Weder NATO noch die EU sind unsere Freunde.“ (Puja, 2022)
Unser deutscher Staat stellt sich gerne als rational und friedliebend dar, aber tatsächlich setzt er Entwicklungshilfe als gezieltes Machtmittel ein und verdient horrende Summen durch Kriegstreiberei. In der Weltmeisterschaft der größten Waffenexporteure hat Deutschland Platz 4. In den letzten 10 Jahren ist der Waffenexport um 21% gestiegen (Héau & Maletta, 2022). Und die Unternehmen, auf denen unser Staat gebaut ist, morden nicht nur in Afghanistan. Im Ost-Kongo finanziert die deutsche Regierung Sturmtrupps, die im Namen des Naturschutzes die indigene Bevölkerung abschlachten und Massenvergewaltigungen begehen. Was für ein Wunder, das diese Menschen auf einem der ressourcenreichsten Gebiete der Welt leben (Kleinfeld, Charley, & Flummerfelt, 23.06.2022). Und die Konrad-Adenauer-Stiftung höchst persönlich hat z.B. Mali als „Afrikanisches Afghanistan“ bezeichnet (Weibezahl, 2018) . „Frankreichs Freundschaft, Flüchtlingsabwehr und „fairer Handel“ sind Deutschlands Interessen in Mali. Dort sollen Soldaten wieder ‚bereit sein‘, für ihr ‚Heimatland zu sterben‘“ (Selz, 5.02.2014).
Wir stehen hier heute, weil wir wollen, dass Afghan*innen selbstbestimmt leben können und weder Krieg noch Armut erleiden. Das wünschen wir allen ausgebeuteten Menschen weltweit. Aber damit das möglich ist, müssen wir hier, vor unserer Nase, bei unserem Staat anfangen. Hier stehen die Kriegstreiber. Unser Hauptfeind steht im eigenen Land und allein in den letzten 2 Wochen hat die Deutsche Polizei In Dortmund, Recklinghausen, Köln und Frankfurt innerhalb weniger Tage vier Morde begangen, zwei davon gelten als rassistische Gewalt (Schneider, 09.08.2022).
Aber warum rede ich eigentlich noch? Ich erzähl hier nichts Neues. Wir kennen die Todeszahlen im Mittelmeer. Wir haben alle den Brand in Moria und das Massaker in Melilla verfolgt. Es ist ein feuchter Traum liberaler Feigheit, dass die Wahrheit ans Licht kommt und sich alles verändert. Dass unser Staat fröhlich Massenmorde begeht verheimlicht er nicht einmal, aber genug Milliardäre wollen, dass es so bleibt. Zu viele Menschen werden aus Eigeninteresse Mittäter. Aber denkt nicht, dass ich euch als Einzelpersonen Vorwürfe mache. Ich überlasse es den Neoliberalen Medien jede Verantwortung ins Private zu verlegen, damit wir von Schuldgefühlen gelähmt bloß keinen Widerstand organisieren. In Weltschmerz und Schuldgefühlen schwelgen oder Vorwürfe machen wird nichts verändern, im Schlimmstfall sind wir nur ein harmloses Ventil für dieses mörderische System.
Auch ich hab schon zu viel geredet. Wir müssen stören. Wir müssen zerstören. Wir müssen in Solidarität mit jedem, der auf dieser Welt ausgebeutet wird, füreinander sorgen und uns organisieren. Wir müssen jeden Reichtum enteignen, diesen Staat zerschlagen. An jedem Tag, wo wir das nicht machen, wird Deutsches Geld weiter Menschenmassen schlachten.
Héau, L., & Maletta, G. (2022). SIPRI Arms Transfers Database. Stockholm: STOCKHOLM INTERNATIONAL PEACE RESEARCH INSTITUTE.
Kleinfeld, J., Charley, P., & Flummerfelt, R. (23.06.2022). German-funded inquiry into DRC atrocities slammed as ‘cover-up’. Bukavu: Aljazeera.
Lowkey. (06.05.2022). British political elites made a killing off the destruction of Afghanistan. Al Araby.
Prashad, V. (2002). „War against the Planet – The fifth Afghhan War, Imperialism and other assorted Fundamentalisms“. New Delhi: LeftWord Books.
Puja. (12. August 2022). What are we fighting for? (K. Palfreyman, Interviewer)
Schneider, S. (09.08.2022). Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole: Vier Tote durch Polizeigewalt in einer Woche . Klasse gegen Klasse.
Selz, C. (5.02.2014). Gelassen in den Krieg. Junge Welt.
Weibezahl, T. (2018). Ein afrikanisches Afghanistan? Zum Einsatz der deutschen Bundeswehr in Mali. Konrad-Adenauer-Stiftung.
zensiert, v. B. (2008). Die Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline (TAP-Pipeline), Ausarbeitung WD 1 – 037/08. Berlin: Fachbereich WD 1: Geschichte, Zeitgeschichte und Politik, Bundestag.
Vorgestellter Ort



The Bolder Sky Lodge,
Lysefjord
Lysefjord oder Lysefjorden ist ein Fjord in Ryfylke im Bezirk Rogaland im Südwesten von Norwegen. Der 42 Kilometer lange Fjord liegt in den Gemeinden Strand und Sandnes, etwa 25 Kilometer östlich von Stavanger.
Der Name bedeutet „heller Fjord“ und soll von den hell gefärbten Granitfelsen an seinen Seiten abgeleitet sein.
Vorgestellter Ort



The Bolder Sky Lodge,
Lysefjord
Lysefjord oder Lysefjorden ist ein Fjord in Ryfylke im Bezirk Rogaland im Südwesten von Norwegen. Der 42 Kilometer lange Fjord liegt in den Gemeinden Strand und Sandnes, etwa 25 Kilometer östlich von Stavanger.
Der Name bedeutet „heller Fjord“ und soll von den hell gefärbten Granitfelsen an seinen Seiten abgeleitet sein.
Vorgestellter Ort



The Bolder Sky Lodge,
Lysefjord
Lysefjord oder Lysefjorden ist ein Fjord in Ryfylke im Bezirk Rogaland im Südwesten von Norwegen. Der 42 Kilometer lange Fjord liegt in den Gemeinden Strand und Sandnes, etwa 25 Kilometer östlich von Stavanger.
Der Name bedeutet „heller Fjord“ und soll von den hell gefärbten Granitfelsen an seinen Seiten abgeleitet sein.